Magen-Darm-Beschwerden: Langfristige gastrointestinale Wirkungen von COVID-19

Eine neue Studie ergab, dass Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion erlitten, selbst bei leichteren Fällen, im Vergleich zu Personen, die nicht an COVID erkrankt waren, deutlich häufiger von Verdauungsproblemen betroffen waren.


Wir wissen bereits, dass eine SARS-CoV-2-Infektion zu einem breiten Spektrum an postakuten Folgeerscheinungen führen kann, die die Lungen und verschiedene extrapulmonale Organe einschließlich des Magen-Darm-Systems betreffen können. Die Konstellation dieser postakuten Erkrankungen wird unter dem Oberbegriff Long Covid zusammengefasst. Studien, die sich mit den gastrointestinalen Folgeerscheinungen einer SARS-CoV-2-Infektion befassen, beschränken sich zumeist auf hospitalisierte Personen und hatten alle eine kurze Nachbeobachtungszeit von wenigen Monaten sowie eine eingeschränkte Auswahl an gastrointestinalen Ergebnissen.


Langzeitfolgen von Covid-Infektionen
Eine umfassende Bewertung der Risiken und Belastungen durch Magen-Darm-Erkrankungen in der postakuten Phase der COVID-19-Infektion ist notwendig, wurde aber bisher noch nicht durchgeführt. Ziel der vorliegenden Studie war es, diese Wissenslücke zu schließen, um Strategien für die postakute COVID-19-Behandlung zu entwickeln.


Die Forschenden nutzen dazu die nationalen Gesundheitsdatenbanken des US Department of Veterans Affairs, um eine Kohorte von 154.068 Personen zu erstellen, die die ersten 30 Tage von COVID-19 überlebt haben, sowie zwei Kontrollgruppen, darunter eine zeitgenössische Kontrollgruppe von 5,6 Mio Personen, die zur gleichen Zeit lebten, aber keine Anzeichen einer SARS-CoV-2-Infektion aufwiesen. Darüber hinaus wurde eine “historische“ Kohorte von rund 5,8 Mio Personen aus der Zeit vor der Pandemie gebildet.


Mit Covid-19 Infizierte entwickelten eher Magen-Darm-Beschwerden
Die Krankenakten der einzelnen Personen und Kohorten wurden daraufhin miteinander verglichen. So konnte herausgefunden werden, dass 9.605 Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion erlitten, danach gesundheitliche Probleme des Verdauungstraktes sowie der Bauchspeicheldrüse oder der Leber aufwiesen.
 
Es wurde außerdem ermittelt, dass das Risiko für langfristige Verdauungsprobleme bei den Personen anstieg, die mit schweren COVID-Verläufen stationär behandelt wurden.
Unter den häufigsten Beschwerden war die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD). Es handelt sich dabei um einen Rückfluss vom saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Häufig gekennzeichnet durch sogenanntes saures Aufstoßen und Sodbrennen.
Andere Beschwerden der untersuchten Personen waren Durchfall, Schmerzen im Magen-Darm-Bereich und Verstopfung.


Die Rolle des Darmmikrobioms
Bisher sind die Forschenden noch nicht sicher, welche Mechanismen genau hinter der Starken Beeinträchtigung des Magen-Darm-Traktes durch eine COVID-Infektion stecken.
Vorausgegangene Studien ergaben haben bereits, dass Störungen des Mikrobioms Erkrankungen des Verdauungstraktes wie Reflux und dem Reizdarmsyndrom begünstigen können.
Eine Studie, die im November 2022 veröffentlicht wurde, ergab beispielsweise, dass eine COVID-Infektion das für eine Dysbiose des Darmmikrobioms verantwortlich sein kann, wodurch das Risiko von Sekundärinfektionen erhöht werden kann. Chronische "stille" Entzündungen nach Covid-Infektion. Die Autoren der vorliegenden Studie stellen die Hypothese auf, dass chronische Entzündungen, die mit COVID einhergehen können, verantwortlich für anhaltenden Verdauungsbeschwerden sein könnten. Möglicherweise setzen sich Teile des Virus in Magen und Darm fest und verursachen dort, selbst nach Abklingen der Infektion eine chronische „stille“ Entzündung (engl. Silent Inflammation) im Verdauungstrakt.


Auch die Dünndarmschleimhaut könnte in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Für die Virusinfektion sei sie besonders durchlässig, was den Erregern den Zugang in Magen und Darm erleichtert.


Ausblick
Um ein besseres Verständnis über die langfristigen Auswirkungen einer SARS-CoV-2-Infektion auf die Darmgesundheit zu erlangen und darauf basierend bessere Behandlungskonzepte entwickeln zu können, sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich.

Gabriele Keil
Key Account Management


11 April 2024