Was kann man bei Long-Covid tun?

Mögliche Ursachen des Long-Covid-Syndroms
Die Ursachen für die Symptome und Beschwerden beim Long-Covid-Syndrom sind a. e. multifaktoriell. Ein potentieller Mechanismus sind bleibende Organschäden wie beispielsweise fibrosierende  Lungenveränderungen. In einer MRT-Studie des Herzens konnten bei einem hohen Anteil der Patienten myokardiale Veränderungen als Hinweis auf eine anhaltende Herzmuskelentzündung nachgewiesen werden. Es werden auch Schäden an den Gefäßen, Gehirn und weiteren Organen beschrieben.


Pathophysiologisch werden zudem Immunphänomene wie die Entwicklung von Autoantikörpern diskutiert. So konnte in einer multizentrischen Analyse gezeigt werden, dass etwa 50% der stationären Covid-Patienten Autoantikörper hatten. Normalerweise liegt der Anteil bei etwa 15%.



Mögliche Risikofaktoren beim Long-Covid-Syndrom
Bisher ist wenig über mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung von Long-Covid-Symptomen bekannt. In einer kürzlich im Fachjournal Nature Medicine publizierten Untersuchung gaben Covid Erkrankte ihre Symptome in eine Studien-App ein. Folgenden Risikofaktoren für die Entwicklung vom Long-Covid-Syndrom wurden benannt:


Höheres Alter, Übergewicht, Weibliches Geschlecht, Mehr als 5 Symptome in der ersten Krankheitswoche, Asthma



Symptome und Behandlungen und Therapien bei Long Covid Syndrom:
Symptome:
Das Long Covid hat eine große Bandbreite an möglicher Symptomatik. Das führende Long-Covid-Symptom ist die chronische Fatique, charakterisiert durch Müdigkeit und Belastungsintoleranz. Jedoch werden auch vielfältige neurologische Symptome (Geruchs- und Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche, Wortfindungsstörungen und Polyneuropathie) beschrieben. Außerdem werden bei Long Covid depressive Zustände, Angststörungen, Schlafstörungen, Schwindelanfälle und multiple Störungen berichtet. Teilweise kann sich eine vorbestehende psychische oder körperliche Erkrankung vorübergehend verschlechtern.


Respiratorisch: Kurzatmigkeit, Schonatmung, Husten / Hustenreiz
Kardiovaskulär: Engegefühl in der Brust, Schmerzen in der Brust, Herzklopfen
Generalisierte Symptome:
Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kraftlosigkeit, Fieber, Schmerzen



Neurologische Symptome:
Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen, Wortfindungsstörungen, Kopfschmerzen, Schlafstörung, Periphere Neuropathie-Symtome (Nadelstiche und Taubheitsgefühl), Sensibilitätsstörungen, Gangunsicherheit, Schwindel, Delirium (bei älteren Menschen), Wahrnehmungsstörungen


Gastrointestinale Symptome:
Unterleibsschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Anorexie und verminderter Appetit (bei älteren Menschen)


Muskuloskelettale Symptome:
Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen


Psychologische / psychiatriche Symptome:
Symptome einer Depression, Symptome von Angstzuständen


Dermatologische Symptome:
Hautausschläge


Hals-, Nasen- und Ohrensymptome:
Tinnitus, Ohrenschmerzen, Halsentzündung, Schwindelgefühl, Verlust / Veränderung von Geschmack und / oder Geruch



Long-Covid-Reha
Patienten mit persistierenden Symptomen nach durchgemachter Covid-19-Erkrankung profitieren nach derzeitiger Evidenz deutlich von einer interdisziplinären Behandlung von Long Covid, auch initial nicht hospitalisierte Patienten.


Übergeordnetes Ziel der Long-Covid-Rehabilitation ist die Wiederherstellung und Sicherung der Teilhabe, definiert als Integration in Beruf, Familie und Privatleben sowie die Erhaltung der Selbstständigkeit, nach überstandener Corona-Erkrankung. Der Behandlungsansatz der Long-Covid-Rehabilitation berücksichtigt daher die umfassenden somatischen, neurologischen und psychischen wie auch sozialen Beeinträchtigungen der Betroffenen durch die individuellen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie im Rahmen des biopsychosozialen ICF-bezogenen Krankheitsmodells, um einen bestmöglichen Rehabilitationserfolg auch im Sinne der ungestörten Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben zu erreichen.


Da die Symptome nach Covid sehr unterschiedlich sind, ist ein individueller und interdisziplinärer Behandlungsansatz notwendig. Jeder Patient erhält daher ein individuelles Programm, abhängig von der unterschiedlichen Konstellation seiner Beschwerden und Vorerkrankungen sowie dem Schweregrad seiner Covid-Erkrankung. Dieses einmal festgelegte Programm bleibt nicht bis zum Ende der Long-Covid-Rehabilitation bestehen, sondern wird je nach Entwicklung des Einzelnen durch das interdisziplinäre Team ergänzt oder umstrukturiert.


25 März 2024